Rise of the Machines oder die Hörigkeit des Menschen auf Codes

Die technologische Welt fasziniert viele Menschen. Die Frage, die wir Menschen uns dringlich stellen sollten, ist aber: "Ist die Faszination für moderne Technologien mittlerweile so groß ist, dass Problembereiche absichtsvoll übersehen werden?" Mittlerweile müssten wir durch kritische Medien soweit aufgeklärt sein, dass wir die Gefahren hinter unserer Technologiegläubigkeit erkennen. Trotzdem geben immer mehr Menschen private Bilder und Kontodaten preis. Sie stellen Sexfotos von sich ins Netz, die auch ein späterer Arbeitgeber betrachten kann. Hunderte von Textern sind allein damit beschäftigt, durch geschickte Keywort-Platzierung die aktuellen Suchmaschinen-Algorithmen auszutricksen. Wohin führt das?

Schöne neue Technologiewelt?

Ohne es wahrzunehmen, geraten wir immer mehr in den Bannkreis technologischer Entwicklungen. Unsichtbare Computerprogramme und Hacker sammeln Daten über uns. Terroristen, Pädophile und Rechtsradikale tauschen sich ungehindert über soziale Netzwerke aus. Präskriptive Theorien sagen uns, wie wir etwas zu bewerten haben. Unser Bauchgefühl, unsere Intelligenz und unsere eigene Meinung werden zunehmend ausgeblendet und durch vorgefasste Meinungsbausteine anderer Instanzen ersetzt. Statt die Vieldeutigkeit und Wandelbarkeit der Realität von Moment zu Moment wahrzunehmen, verlassen wir uns immer mehr auf Medien und Maschinen. Die Intelligenz von Computerprogrammen ersetzt unsere eigene zunehmend. Das selbst fahrende Auto mag ein Sieg der Fahrzeug-Technologie sein - aber die möglichen Fehlerquellen in der Bewertung von bestimmten Situationen, die fahrerischen Instinkt erfordern, dürften sich summieren. Immer mehr Programme beeinflussen unsere Entscheidungen. Wer keine Lust hat, sich mit der Macht der Algorithmen zu befassen, ist ihnen trotzdem untertan. Algorithmen stellen die dominierende Sprache der Zukunft dar. Sie werden von einzelnen Menschen erdacht, hinter denen mächtige Unternehmen wie die NSA oder Facebook stehen. Im Gegenteil dazu vertreten Gesetze keine Einzel- oder Unternehmer-Interessen, sondern dienen dem Kollektiv. Wenn Hacker manchmal schaffen, einen Einblick in die Machenschaften von Unternehmen, Geheimdiensten oder Netzorganisationen zu erhalten, geht eine Schockwelle durch die Welt. Das hindert aber niemanden daran, einfach so weiterzumachen wie bisher.

Nach wessen Diktat leben wir?

Handelssprachen werden in einer Ausbildung zukünftig nicht halb so wichtig sein wie Computersprachen. Roboter-Ethik wird zukünftig wichtiger sein als unsere eigene. Unternehmen wie Amazon, Facebook oder Google manipulieren unser Leben bereits über Algorithmen. Google entscheidet zukünftig bei der Onlinesuche, ob etwas der Wahrheit entspricht oder eine Verschwörungstheorie, Verbrauchertäuschung oder profundes Halbwissen ist. Wir haben bereits jetzt kein Anrecht mehr auf unsere eigene Wahrheit. Googles „Knowledge-based trust“-Algorithmus soll Wahrheitsgehalte anhand von Fakten ermitteln. Gekoppelt wird die Datenauswertung mit der Faktendatenbank „Knowledge Vault". In den Suchmaschinen geht es zukünftig nicht mehr um das Popularitätsranking einer Webseite, sondern um den von Google ermittelten Wahrheitsgehalt. "Big Data" genannte Datenfluten, die auf unsichtbaren Datenstraßen sekundenschnell vorbeifließen, erfordern zukünftig nicht nur für Geheimdienste Medien, die diese abfangen und auswerten können. Bereits heute kann jegliche Kommunikation von Unbefugten abgefangen, mitgelesen, weitergeleitet und auf Jahre gespeichert werden. Wann werden Menschen durch Maschinen ersetzt und überflüssig gemacht? Ist der Mensch überhaupt noch Herr seiner selbst? Sind wir bereits rettungslos technologiehörig? Zählt unser Bauchgefühl noch etwas? Die virtuellen Realitäten, die Maschinen erschaffen, sind gefährlich. Wenn wir den Algorithmen, Theorien oder Maschinen unser Leben komplett überlassen, werden wir ihnen immer ähnlicher.

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