Datenschatz intelligent veredeln

Ob Zuhause oder im Unternehmen – überall sammeln intelligente Geräte Informationen. Doch das Zusammentragen von Daten allein genügt nicht; es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen – und den Datenschatz intelligent zu veredeln.

40 Zettabyte – so viele digitale Daten sollen bis zum Jahr 2020 in Umlauf sein, schätzen die Analysten der International Data Corporation. 40 Zettabyte – das sind 40.000.000.000.000.000.000.000 Byte. Über jeden Erdenbürger werden dann im Schnitt sechs Terabyte gespeichert sein. Damit hätte sich die Datenmenge in zehn Jahren verfünfzigfacht.

Big Data heißt das Stichwort und meint, dass in einer immer weiter technologisierten Gesellschaft immer mehr digitale Daten entstehen und gespeichert werden. Das beginnt beim Smartphone, dass heute schon so ziemlich alles über seinen Besitzer weiß: Es kennt die Schlaf- und Essgewohnheiten, weiß über den Fitnesslevel, über Blutdruck und Puls Bescheid, kennt Interessen, Einkaufs- und Lesegewohnheiten und natürlich auch Freunde und Familie. PC und Tablet komplettieren das digitale Profil – auch, weil die Geräte meist im Netzwerk miteinander verbunden sind. Doch Big Data macht an der Haustür nicht halt. Versicherungen wollen über vernetzte Autos mehr über ihre Kunden erfahren; und die Gesundheitskarte wird in Zukunft auch immer besser über unsere körperliche Verfassung Bescheid wissen. Auch in Unternehmen entstehen immer mehr Informationen, sind doch auch die Firmen und Fabriken immer stärker vernetzt. In der smarten Fabrik stellen schon heute Roboter Produkte nach Kundenwunsch her. Die dafür nötigen Werkstücke suchen sich selbst ihren Weg durch die Fertigungsanlage.

Business Analytics ist wettbewerbsentscheidend

Unter all diesen Informationen befinden sich echte Schätze, sind sich die Experten einig. Laut einer weltweiten Umfrage der Universität Oxford sind über alle Branchen hinweg fast zwei Drittel der Befragten überzeugt, die Nutzung von Daten stelle für ihr Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil dar. Zum Vergleich: Zwei Jahre zuvor schätzten nur 37 Prozent der Befragten die Relevanz der Daten als wettbewerbsentscheidend ein.

Ausschlaggebend ist für die meisten Unternehmen jedoch nicht, wie viele Daten sie sammeln, sondern wie sie die zusammengetragenen Informationen einsetzen. Allein die schiere Menge an Daten kann schon heute niemand mehr überblicken. Daraus einen Nutzen für das eigene Unternehmen zu ziehen, ist unmöglich. Deshalb müssen die Daten intelligent analysiert und aufbereitet werden – aus Big Data muss Smart Data werden.

Helfen kann dabei Datawarehouse. Als zentrale Datenbank ist das Tool auf die Analyse von Informationen optimierte, die aus verschiedenen, heterogenen Quellen stammen. Jedoch: "Viele produzierende Firmen werten etwa 20 Prozent ihrer Daten aus", hat Michael Vetter, Geschäftsführer der Karlsruher Iodata, herausgefunden. "Die anderen 80 Prozent werden allerhöchstens erfasst." Eine gründliche Analyse der Maschinendaten böte allerdings enormes Potenzial für Prozessverbesserungen und Effizienzsteigerungen, Ausfallzeiten ließen sich deutlich reduzieren.

Know-how ist Trumpf

Um die Datenflut aber richtig zu analysieren und daraus die korrekten Schlüsse zu ziehen, muss man allerdings verstehen, wie Geräte und Anlagen, aber auch soziale und psychologische Prozesse funktionieren. Wer zum Beispiel in der smarten Fabrik detailliertes Wissen über die Anlagen besitzt und damit die von ihnen ausgegebenen Werte richtig zu analysieren weiß, der kann eine Strategie entwickeln, mit der die Anlage bei besserer Auslastung effizienter läuft. Auch können die Maschinen selbst analysieren, wann sie zum Beispiel eine Wartung benötigen – und damit teuere Ausfälle in der Produktion vermeiden.

Ähnliches gilt für den Energiesektor oder den Handel. Wenn Smart Meter in den Haushalten und Unternehmen lediglich Informationen über Stromverbräuche und Zeiten sammeln, werden sie die Energiewende nicht unterstützen. Wichtiger ist es, dass die intelligenten Zähler mit den Geräten verbunden sind und sie steuern. So könnte sich die Waschmaschine eigenständig einschalten, wenn Sonnenkollektoren und Windräder melden, dass die Sonne scheint oder der Wind bläst – wenn also grüner Strom im Überfluss vorhanden ist und verbraucht werden muss. Und auch Online- wie Offline-Händler könnten mit modernen Business Analytics die Wünsche ihrer Kunden vorausahnen und entsprechende Produkte anbieten – und in der smarten Fabrik Einzelstücke sogar zu den Preisen der Massenproduktion herstellen.

Neue Geschäftsfelder entstehen

Aus der intelligenten Analyse der Daten ergeben sich ganz neue Möglichkeiten und Geschäftsfelder: Bis zum Jahr 2025 wird der weltweite Umsatz mit intelligenten Analyseverfahren für Big-Data-Anwendungen auf mehr als 85 Milliarden Euro ansteigen, prognostiziert Alexander Lenk, Leiter Smart-Data-Begleitforschung am FZI Forschungszentrum Informatik, im Rahmen der Studie "Smart-Data-Business – 10 Thesen zur Nutzung von Big-Data-Lösungen in der Wirtschaft": "Drei von vier Befragten unserer Studie sehen in der Mobilität, beispielsweise durch eine intelligente Verkehrssteuerung, enormes Potenzial von Smart-Data-Technologien. Damit wird das wirtschaftliche Potenzial im Mobilitätsbereich als noch größer als in der Industrie mit einem Zustimmungswert von 70 Prozent angesehen."

Die größten Herausforderungen sehen die Studienteilnehmer dagegen im Gesundheitsbereich: Aufgrund der besonderen Sensibilität der Daten glauben 63 Prozent der Befragten, dass die Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz hier besonders groß sind. Denn wenn Ärzte umfassend über den Lebensstil und ihrer Patienten Bescheid wissen, können sie zwar drohenden Krankheiten oder Störungen im Regenerationsverlauf präziser vorhersagen - nicht jeder Patient möchte sich allerdings rundum vermessen fühlen. Hier gilt es, in Zukunft besondere Datawarehouse Datenbanken und Analyseverfahren zu entwickeln, die die Vorteile des Smart Data nutzen, die Privatsphäre der Nutzer jedoch trotzdem respektieren.

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