Anonymisierung ad absurdum - man kennt uns trotzdem

Die Anonymisierung von Daten im Internet wird oftmals als Beleg für den in der Praxis umgesetzten Datenschutz angeführt. Doch was bedeutet der Begriff? Werden Ihre Persönlichkeitsrechte im Netz dadurch wirklich gewahrt?

Ziel der Anonymisierung ist es personenbezogene Daten, so zu verändern, dass sie keinem Individuum zuzuordnen sind oder der Aufwand sie rückwirkend einer Person zuzuordnen den Nutzen übersteigt. In einer Datenerhebung zu KFZ-Zulassungen wird beispielsweise die Automarke und das Modell sowie der Name des Halters und dessen Wohnort erfragt. Die Angaben, die eindeutig auf eine spezifische Person hindeuten, wie zum Beispiel der Name löscht man anschließend.

In Zeiten von Big Data verkommt die Initiative zur Absurdität. Das Geschäft der meisten Internetunternehmen basiert auf der massenhaften Erhebung von personenbezogenen Daten. Schlichte Zahlen sind wertlos, da sie nicht für maßgeschneiderte Werbung verwertet werden können. Umso größer ist der Anreiz, die Anonymisierung rückgängig zu machen. Soziale Netzwerke bieten die ideale Plattform dafür. Zahlreiche Nutzer geben persönliche Daten sorglos preis. Aus der Vielzahl an Informationen, mit denen der Algorithmus gefüttert wird, ergibt sich ein detailliertes Persönlichkeitsprofil. Lediglich ein Bruchteil der Daten lagert anonymisiert auf Internetservern. Daraus resultiert eine Art Puzzleeffekt. An dieser Stelle greifen die Mechanismen der Datenanalyse, welche anhand mathematischer Wahrscheinlichkeiten fehlende Informationen errechnen. Wenn ein Großteil der Informationen frei verfügbar ist, kann das fehlende, anonymisierte Puzzleteil mit Leichtigkeit generiert und eingefügt werden. Die Anonymität verkommt deshalb zur Utopie.

Datenschutz ist nur dann realisierbar, wenn der Einzelne den Wert der Privatheit erkennt. Datenschutzgesetze verfehlen ihr Ziel, sobald die Internetnutzer persönliche Informationen leichtfertig der Obhut von Internetkonzernen überlassen. Wer sich im Web anonym wähnt, erliegt einem Irrtum. Konzerne wie Facebook wissen oft mehr über die Nutzer als deren Freunde oder gar der User selbst.
Wie kann man sich gegen die Entblößung der Privatsphäre im Netz erwehren?
Grundsätzlich unterziehen Internetkonzerne jede Eingabe einer Datenanalyse. Deshalb sollten Sie stets die Notwendigkeit hinterfragen bestimmte Informationen preiszugeben.

Sie müssen jedoch nicht auf die Nutzung des Internets verzichten, um Ihre Privatsphäre zu schützen. Gesetze können die Privatheit im Internet unmöglich wahren, Verschlüsselung hingegen schon. In Zeiten von Big Data haben Geheimdienste längst den Wert des World Wide Webs begriffen. Nie war es einfacher detaillierte Persönlichkeitsprofile zu erstellen. Die Datenanalyse ist mittlerweile so hoch entwickelt, dass sie zur Berechnung des voraussichtlichen Verhaltens einer Person genutzt werden kann.
Wer behauptet nichts zu verbergen zu haben, kapituliert vor der Macht der Großkonzerne. Die Privatsphäre steht auf dem Spiel. Diese zu bewahren ist jedoch mit einem Mehraufwand verbunden, den das Kollektiv in der Regel scheut.
Wer im Internet surfen möchte, ohne Spuren zu hinterlassen, die Konzerne anschließend für ihre Zwecke auswerten, sollte einen Blick auf den Tor Internetbrowser werfen. Die Entwickler erklären den Datenschutz zum obersten Ziel. Statt direkt mit dem Server zu kommunizieren, schaltet das Tornetzwerk mehrere Proxyserver zwischen den Sender und den Empfänger des Datenpaketes. Die vom Server angeforderte Webseite wird über den Proxy Server umgeleitet. Dadurch wird die IP-Adresse des Nutzers verborgen, personalisierte Werbung ist somit unmöglich.
Ein weiterer Schritt hin zum Schutz der eigenen Daten ist die konsequente Verschlüsselung von E-Mails.
Es gibt eine ausreichende Anzahl von Werkzeugen, welche die Privatsphäre des Nutzers wiederherstellen. Das Problem ist das treuherzige Vertrauen in die Gesetzgebung, welche die Persönlichkeitsrechte im Netz nicht schützen kann.

Nur wenn Sie Ihre Daten aktiv selbst schützen, können Sie verhindern, dass Konzerne diese für kommerzielle Zwecke auswerten.

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